Stadtspaziergang. München in Zeiten von Corona

Seit vier Wochen gehen wir schon wegen des Corona-Virus kaum mehr vor die Tür. Und so war ich auch schon lange nicht mehr in der Innenstadt. Mein geliebtes München – wie es wohl dort aussehen mag? Wir haben ja keine Kanäle in der Fußgängerzone, wo wieder Schwäne schwimmen könnten. Und dass Rehe neben dem Oberpollinger grasen, glaube ich auch nicht. Auf dem Weg in die Innenstadt komme ich an einem Geschäft vorbei (dem Wein16 in der Tengstraße), wo sogar die Osterhasen Mundschutz tragen. Denn es ist Ostersamstag. Ein herrlicher Frühlingstag. Am Stachus gibt es nicht nur keinen Stau an der Fußgängerampel. Man könnte die Ampel sogar ohne auf Grün zu warten überqueren – wenn nicht überall Polizisten wären, die an den sonnigen Plätzen die Einhaltung des “Abstandsgesetzes” per Lautsprecher anmahnen . Wie ich finde, völlig unnötig. Es gibt nicht viel abzumahnen. So leer, fast ausgestorben habe ich die Neuhauser und Kaufinger Straße selbst bei schlechtestem Wetter selbst an einem Sonntag noch nie gesehen. Ein paar Tränchen rollen – zu lange sind wir schon in Isolation und den wenigen Fußgängern ist (wie mir) anzumerken, dass das Alleinsein nicht spurlos an der Psyche vorüber geht. Aber die Blumen, die blühenden Bäume, die Wärme machen auch Mut. Wir schaffen das!

Street Photography

Ein Thema, dem ich mich bisher noch gar nicht gewidmet hatte, ist die Street Photography.  Alltagsszenen, witzige Momente, Leute die sich möglichst unbeobachtet fühlen sollen, sind hier das Thema. Oft werden die Fotos dann in Schwarz-Weiß umgesetzt – wie auch hier (bis auf eines, was mir farbig besser gefallen hat).

Mit einem Kurs der Fotosafari – wieder mal – sind wir 8 Leute, mit Kameras bewaffnet, zusammen mit unserem Lehrmeister Robert von Aufschnaiter, nach einer kurzen einführenden Theoriestunde losgezogen. Nachdem es bei Straßenszenen viel zu viel fotografierendes zu sehen gibt (wenn man genau genug hinsieht), ist es ratsam, sich Aufgaben zu stellen. Erstes Thema: “Spiegelungen” – vor der Tür des Unterrichtsraums:

Auf dem Weg zum Viktualienmarkt kamen wir an ein paar Hofeinfahrten vorbei. Diese ergeben hübsche Rahmen für vorbeilaufende Passanten. Wenn diese in dem Moment, in dem man fotografiert, auch noch herschauen, ist das Foto perfekt. Scharfstellen macht man – mangels Motiv in der richtigen Ebene, das läuf ja nur gerade in dem einen Moment vorbei – am besten manuell.

Auf dem Viktualienmarkt selbst galt es, Szenen zu fotografieren, die typisch für diesen Platz sind. Oft wollen Menschen nicht gerne fotografiert werden – hier hat uns Robert ein paar Tricks verraten:

a) Mit bereits erhobener Kamera vor dem Gesicht rumlaufen – so muss man nicht lange rumfummeln, wenn man “das” Motiv gefunden hat.
b) Mit Partner arbeiten. Der Partner stellt sich in touristischer Manier posierenderweise neben das eigentliche Motiv, um sich dort scheinbar fotografieren zu lassen  – und der Fotograf hält knapp daneben.
c) so tun, als würde man was ganz anderes fotografieren wollen , und im nächsten Moment abdrücken.
d) Hinter einem Vorhang fotografieren: z.B. hinter herunterhängenden Waren. Diese bilden einen hübschen unscharfen Vordergrund, und man bleibt leichter unentdeckt.

Am Jakobsplatz, wo die Münchner Synagoge steht, galt es vor allem, Strukturen und die Atmosphäre des Platzes mit seinen Passanten festzuhalten.

Nächste Station: die Shoppingwelt der Theatiner-Passage:

Hier hat für mich am stärksten jedes Foto seine eigene Geschichte: Der Mann im Dessous-Laden, der sich darüber zu ärgern scheint, dass seine Frau nach der Geburt des Kindes sowas nicht mehr trägt. Der junge Mann, der davon träumt, ein Fußballstar zu sein (oder zumindest einen so tollen Schuh zu haben). Das Mädel, das auf dem Handy rumtippt, während es auf die Freundin wartet und an ihm die Passanten vorbei ziehen. Das andere Mädchen, das begeistert im Schuhladen stöbert – während der Mann daneben wohl eher wieder nach Hause will…

Den Abschluß machte der Marienplatz. Der ja eigentlich wirklich sehens- und nicht nur fotografierenswert ist. Umso mehr seine Touristen, von denen keiner ohne Handy vor dem Gesicht rumzulaufen scheint. Nur das kleine Hüdchen hatte ein echtes Münchner Erlebnis: es durfte aus dem Fischbrunnen trinken.

Fotokurs “U-Bahn-Fotografie”

Vor zwei Wochen habe ich mich fotografisch fortgebildet: im Kurs “U-Bahn-Fotografie” des Veranstalters fotosafari.com hat man uns gezeigt, wie man die öffentlichen Verkehrsmittel am besten in Szene setzt. Natürlich soll man was von der Bewegung, der Dynamik sehen – also sind Langzeitbelichtungen notwendig. Damit die nicht verwackeln, hatte also jeder sein Stativ dabei. Was in U-Bahnhöfen durchaus auffällt. Dort kann – und darf! – nicht mal so eben aus der Hüfte geschossen werden. Deswegen braucht man für solche Aufnahmen auch eine Genehmigung der MVG. Geblitzt werden darf nicht, damit die Führer der U-Bahnen nicht gestört werden.
München hat einige sehr fotogene Bahnhöfe: z.B. den Marienplatz mit dynamisch gebogenen, sehr grafischen Röhren, die Münchner Freiheit mit kühler blauer Effektbeleuchtung oder Westfriedhof, wo bunt illuminierte Leuchtkegel von der Decke hängen. Der Regenbogen-Bahnhof Candidplatz wird leider momentan instand gesetzt: der Regenbogen hat einige Kratzer.
Hier sind ein paar der Ergebnisse:

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