Der 10. Mai wird für mich immer ein besonderer Tag sein. Es war der Tag der Vollendung eines großen Traums: mit dem Fahrrad durch Afrika zu fahren. Der täglichen Routine im Job zu entkommen, einfach nur frei sein. Fühlen, riechen, schwitzen, fluchen – die Welt erleben, Menschen kennen lernen, sein! Heute vor sechs Jahren sind wir in Kapstadt angekommen, fand dieses Abenteuer ein glückliches Ende.
Veränderte Welt
6 Jahre später, ist die Welt eine komplett andere. Afrika ist nicht mehr nur 10 Flugstunden weg – sondern unerreichbar. Grenzen sind geschlossen. Nur nach Italien zu reisen: nicht mehr möglich.
Begegnungen eingeschränkt, sich argwöhnisch beäugend, mit Schutzmaske, Abstand. Länder schauen nur noch auf sich selbst; alle Gemeinschaft scheint ausgeblendet. Dass ich selbst gerade arbeitslos bin, macht mir weniger Angst als der allgegenwärtige Egoismus, Protektionismus, die Abwehrhaltung gegenüber Nachbarländern, deren Grenze noch vor drei Monaten gar nicht mehr existiert zu haben schien.
Dankbarkeit
Wie dankbar bin ich, quasi mit der letzten Gelgenheit vor der übergrenzenden Abschottung noch einmal gereist zu sein, gespürt zu haben, das Fremde erlebt! Ein weiterer kleiner Traum ging in Erfüllung: ich habe Gorillas gesehen!
Und ich habe die Ba’Aka erlebt: ein Stamm in Kamerun und der Zentralafrikanischen Republik, der bettelarm ist, am Rande der Gesellschaft lebt und von uns “Westlern” so weit entfernt ist wie man es sich nur vorstellen kann.
Jeden Morgen wache ich auf und mein Blick fällt auf zwei Fotos: Meine “Geburtstagslöwen” in der Masai Mara. Diese Mutter mit Kitten durfte ich an meinem 30. Geburtstag vor der regulären Öffnung des Parks – ganz alleine, ganz ruhig, ohne andere Touristen – erleben. Und ein Panorama im Himalaya. Der Blick auf die Annapurna-Gruppe, die ich vor eineinhalb Jahren umwandert habe.
Wird Reisen, so wie ich es geliebt habe, irgendwann wieder möglich sein? – Ich hoffe es sehr!